Juli 14, 2022
Die Bedeutung von Motiven und Bedürfnissen im Recruiting
Das menschliche Handeln und Verhalten ist durch Motive festgelegt. Die Motive resultieren aus den menschlichen Bedürfnissen, wobei man zwischen folgenden Bedürfnissen grundsätzlich unterscheiden kann:
- individuelle angeborene Bedürfnisse wie z.B. soziale Anerkennung, Wissen und Sicherheit und
- biologische Bedürfnisse, wie z.B. Schlaf oder Ernährung.
Die Bedürfnispyramide von Maslow zeigt uns in fünf Stufen, durch welche Grundmotive Menschen geleitet werden und nach welchen Bedürfniskategorien sie handeln. Es besteht eine hierarchische Beziehung zwischen den einzelnen Stufen, was bedeutet, dass die die Befriedigung niedrigerer Bedürfnisse die Voraussetzung für die Befriedigung höherer Bedürfnisse ist.
- Physiologische Bedürfnisse
- Sicherheitsbedürfnisse
- Soziale Bedürfnisse
- Individualbedürfnisse
- Selbstverwirklichung
Aber, die Befriedigung welcher Motive und Bedürfnisse von Bewerberinnen und Bewerbern sind letztendlich ausschlaggebend für ein erfolgreiches Recruiting und eine langfristige Zusammenarbeit?
Meine Erfahrung nach weit mehr als 5.000 Job-Interviews in den letzten Jahren zeigt mir, wie wichtig hier die Wahrnehmung auf individueller Ebene ist. Es gilt zu verstehen,
- auf welcher Bedürfnisebene die Bewerberin bzw. der Bewerber sich gerade befindet und welche Ebene die Person versucht zu erreichen und
- wie stabil die Person auf der erreichten Bedürfnisebene ist und wie stark der Drang ist, die nächste Ebene zu erreichen oder die Gefahr besteht, das Erreichte zu verlieren.
Für ein erfolgreiches Recruiting und eine langfristige Zusammenarbeit sind natürlich ein spannender Verantwortungsbereich, interessante Entwicklungsmöglichkeiten und Top-Rahmenbedingungen mit einem attraktiven Gehalt oft förderlich. Aber in vielen Fällen greift diese Pauschalierung zu kurz, weil wir nicht vergessen dürfen, dass jeder Mensch sehr individuell ist.
Und welche Faktoren beeinflussen die Motive und Bedürfnisse am stärksten?
- Der Jobmarkt
- Kaufkraft bzw. Inflation
- Krisen und Unsicherheit
- Das Alter
Betrachten wir die aktuelle Lage am Jobmarkt, welche im IT & Engineering ein klarer BewerberInnen-Markt ist, erkennen wir, wie stark nach Maximalismus in der Bedürfnisbefriedigung gestrebt wird.
Hinzu kommt aktuell die immer weiter steigende Inflation, wodurch Menschen stärker auf physiologische Bedürfnisse und Sicherheitsbedürfnisse fokussieren. Die Wechselbereitschaft bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sinkt und das Gehalt oder die Option auf ein höheres Gehalt bei einem Jobwechsel gewinnt an Bedeutung.
Krisen, sei es durch Krankheit, Terror oder Kriegsfolgen, schüren Unsicherheit. Dieser Stabilitätsverlust führt zu einem besonderen Spannungsverhältnis zwischen Gemeinschaftssinn und Individualismus.
Durch das Alter der bewerbenden Personen lassen sich grundlegende Motivunterschiede der Digital Natives und Digital Immigrants erkennen. Das Freizeit- und Familien-Streben, Worklife-Balance und Arbeit als Mittel zum Zweck zeigen auch hier, wie weit die Schere beim Generations-Thema aufgeht.
Wichtig ist, dass wir uns im Recruiting bewusst machen, dass Menschen individuell sind und individuelle Bedürfnisse und Motive haben. Dementsprechend sind wir gefordert, diese zu erfragen und auch auf der Seite der Bewerbenden für Informationstransparenz zu sorgen. Das können wir tun, in dem wir uns Zeit für Gespräche nehmen, Fragen stellen, Zuhören und auch zu jedem Job, den wir besetzen wollen, wissen, worin die Möglichkeiten und Grenzen liegen, Bedürfnisse zu befriedigen.
Welche Erfahrungen haben Sie in Ihren Job-Interviews zum Thema Motive und Bedürfnisse von Bewerberinnen und Bewerbern gemacht? Ich freue mich über einen Austausch und bin gerne auch für Ihre Fragen für Sie da. Sie erreichen mich unter +43 680 40 66 963.